Dienstag, 27. September 2016

Fell ausbürsten und schneiden ist besser als scheren



Warum sollte der Hund nicht geschoren werden?

Diese Frage stellt sich immer wieder im Hundestudio, wenn Herrchen oder Frauchen mit ihrem vierbeinigen Liebling zum Hundefriseur kommen. Viele möchten ihren Hund "abscheren" lassen, damit er im Sommer nicht so schwitzen muss. Einige sind auch der Meinung, dass sich der Hund dann "besser fühlt".

Ein weit verbreiteter Irrtum unter vielen Hundehaltern. Der Hund reguliert seinen Temperaturhaushalt nicht wie der Mensch über die Haut sondern verschafft seinem Körper Abkühlung über seine Zunge durch Hecheln und über seine Pfoten (Ballen).
Hunde, die ein zweischichtiges Fell besitzen, z.B. Golden Retriever, Leonberger, Möpse, Hütehunde, Labradore, Schäferhunde oder auch Huskys, sollten niemals abgeschoren werden.
"Double Coated", das zweischichtige Fell, besteht aus Deckhaar und Unterwolle.


Nach dem Ausbürsten kommt die abgestorbene Unterwolle
zum Vorschein. Kein scheren!

Durch das Ausbürsten des Felles wird die abgestorbene Unterwolle entfernt. Wenn die Unterwolle  nicht regelmäßig und vollständig entfernt wird, kommt es tatsächlich vor, dass es dem Hund bei hohen Temperaturen zu heiß wird, da das Fell nicht mehr bis auf die Haut durchlüftet wird. Die natürlich Klimaanlage funktioniert so nicht mehr.
Das Deckhaar schützt den Hund vor Sonne, Hitze, Nässe und Schmutz.

Wird das Deckhaar durch eine Schur entfernt, ist die wichtigste Funktion des Felles nicht mehr vorhanden und kann so den Schutz vor Sonne, Hitze, Nässe und Schmutz nicht mehr erfüllen. Die Haut des Hundes ist nicht mehr vor den Umwelteinflüssen geschützt.
Sonnenbrand, erhöhter Befall von Parasitzen und Zecken haben so einen leichten Zugang zur Haut.
Die tote Unterwolle wird durch das Scheren allerdings nicht entfernt und bleibt weiterhin an der Haut stecken. Eine Schur bietet dem Hund höchstens ganz kurzfristig eine Erleichterung, denn das eigentliche Problem – die heiße, tote Unterwolle – wurde nicht entfernt. Stattdessen fehlt nun auch noch das Deckhaar, das vor Sonnenbrand schützt. Hierdurch besteht auch die erhöhte Gefahr von Hautkrebs.
Durch wiederholtes Abscheren wird das Fell beim Nachwachsen immer dichter und und verfilzt noch schneller. Auch wird immer mehr wärmende Unterwolle produziert, so dass die Hitze mehr gestaut wird als nötig. Der Hund fühlt sich unwohl und wird sehr unruhig.  

Was lernen wir daraus: Unterwäsche ausziehen! Oder tragen Sie im Sommer Skiunterwäsche?
Damit Ihr Hund eine nachhaltige Erleichterung bekommt, sollte man mit den richtigen Bürsten und Kämmen das Fell von der alten Unterwolle befreien, damit die Haut wieder atmen kann. Nicht die Länge des Fells spielt eine Rolle, sondern die freie Luftzirkulation zur Haut. Es ist um ein Vielfaches wichtiger und sinnvoller, das Fell an der Haut gesund und frei von toter Wolle zu halten, als zentimeterweise das Fell in der Länge zu kürzen.
Wenn Sie sich unsicher sind, gehen Sie zu Ihrem Hundefriseur und fragen Sie ihn um Rat. Erkundigen Sie sich vorher, wie der Hundefriseur Ihren Hund von der Unterwoll befreien wird. Sollte er von abscheren oder scheren sprechen, lassen Sie die Finger davon!

Wenn Sie Ihren Hund selber von der Unterwolle befreien wollen, erkundigen Sie sich in einem Fachgeschäft nach den richtigen Bürsten. Nehmen sich nicht gleich die erste Beste aus dem Discounter.


Was ist also zu tun?
 
Sie sollten zuerst den Hund einmal komplett entfilzen (falls nötig) und durchbürsten.

Entfilzungsbürste

Diese Entfilzungsbürste löst Verfilzungen, lockert und entfernt fest sitzende Unterwolle. Anschließend mit einem Kamm die restliche Unterwolle entfernen.

Kong Zoom Groom
Bei längerem Fell wie bei Leonbergern, Golden Retrievern, Huskys, Hütehunden, Schäferhunden etc. sollte man den allseits beliebten „Furminator“ nicht verwenden, weil dieser nicht die Unterwolle entfernt, sondern das längere Haar kappt. Dadurch entsteht Haarbruch im Fell. Der Furminator ist nur bei Hunden mit sehr kurzem Fell, wie Mops oder Labrador zu empfehlen. 

Rechnen Sie für das Entfilzen und Ausbürsten mit einem Zeitaufwand von ca. ein bis zwei Stunden, je nach Größe des Hundes.

Meine Empfehlung: 

Gehen Sie zunächst mit Ihrem Hund zu einem Hundefriseur, der die Hunde NICHT abschert, es sei denn es ist aus medizinischen Gründen (nach Absprache mit dem Tierarzt) erforderlich, und lassen Sie sich beraten oder überlassen Sie die Arbeit dem Hundefriseur. Dieser hat seineArbeit gelernt und es ist für den Hund weniger Stress.

Bis bald in diesem Blog
Euer Dieter Karlowsky



 

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